Andreas Koch
und Peter Mandl (Hrsg.) (2003):
Multi-Agenten-Systeme in der Geographie. Institut
für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt. Klagenfurter
Geographische Schriften, Heft 23.
Andreas Koch, München
Mit Raumsemantiken und Raummodellen werden zwei Arten möglicher Repräsentationen von Raum diskutiert. Obgleich verschiedenartig in ihren Ausdrucksformen und Darstellungsweisen, liegt ihnen ein komplementärer Verweisungszusammenhang zugrunde. Diese Komplementarität wird zum einen auf der Grundlage der Übersetzungsmodi nach Flusser in ihrer Strukturdimension damit begründet, dass Raummodelle auf Raumsemantiken verweisen, die ihrerseits auf Raumbilder verweisen, die ihrerseits auf die »Welt« verweisen. Zum anderen wird die Strukturdimension um die Systemdimension erweitert, wobei der hier verwendete Systembegriff sich auf die Systemtheorie Luhmanns und die Actor-Network-Theory bezieht. Vor dem Hintergrund einer derart argumentierenden Komplementarität ist es möglich, einen gemeinsamen Referenzrahmen sowohl für die Nutzung von Raumsemantiken in der Sozialgeographie als auch für die Nutzung von Raummodellen in der Geosimulation bereitzustellen. Die Auseinandersetzung mit Raumbegriffen bzw. damit zusammenhängender Raumsemantiken in der Sozialgeographie lässt eine Bandbreite an Meinungen erkennen, die von einer Ablehnung von Raumsemantiken bis zu ihrer kritischen Reflexion reicht. Eine Systemtheorie, die Räume als Systeme begreift, bietet hierbei eine Möglichkeit der Operationalisierung von «Welt» auf semantischer Ebene. Aus der Perspektive der Modellierung und Simulation von Raum im Kontext sozialer Phänomene sind drei Tendenzen feststellbar. Zunächst besteht die Möglichkeit, Soziales ohne räumliche Bezugnahme plausibel im Modell zu repräsentieren. Daneben zeichnen sich aber auch weniger plausible Versuche ab, soziale Sachverhalte, die räumliche Implikationen aufweisen, ohne räumliche Bezugnahme zu modellieren. Die dritte Tendenz besteht in der expliziten Verwendung von Raummodellen. Eine Möglichkeit, die jedoch gewisse Umsetzungsgrenzen bzw. Umsetzungsschwierigkeiten erkennen lässt, sind Zelluläre Automaten. Auch in diesem Fall bietet die Systemtheorie in ihrer Anwendung als Multi-Agenten-Systeme eine geeignete Alternative. Als Anknüpfungspunkt für eine derartige agentenbasierte sozialgeographische Geosimulation wird das Sozionik-Projekt ‚Untersuchungen zur Dynamik sozialer Systeme anhand der Simulation komplexer, adaptiver Agenten’ gewählt, in deren Rahmen ein Simulationsprogramm zur Operationalisierung sozialer Systeme entwickelt wurde. Die dort gewählte Vorgehensweise lässt sich bis zu einem bestimmten Grad auch auf räumliche Systeme übertragen. Eigene spezifische Bausteine sind zukünftig jedoch zu ergänzen.
Schlüsselbegriffe: Raumsemantik, Raummodell, Systemtheorie, Actor-Network-Theory, Multi-Agenten-Systeme, Konzeptübertragung
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DFG Forschungsprojekt im Rahmen des Schwerpunktprogramms Sozionik: http://www.fernuni-hagen.de/SOZ/SOZ2/Projekte/Sozionik
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Nähere Informationen zu CORMAS: http://cormas.cirad.fr/en/outil/outil.htm
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Informationen zu den übrigen Softwareprogrammen sind über die
MASON-Homepage abrufbar unter: http://cs.gmu.edu/~eclab/projects/mason/
· Luhmann-Simulator, der im Internet zur freien Nutzung verfügbar ist: http://www.fernuni-hagen.de/SOZ/SOZ2/Projekte/Sozionik/LuSi.htm
Dittrich, P., Th. Kron und W. Banzhaf (2003): On the Scalability of
Social Order: Modeling the Problem of Double and Multi Contingency Following
Luhmann. In: Journal of Artificial Societies and Social Simulation, vol. 6, no.
1, S. 1-30. http://jasss.soc.surrey.ac.uk/6/1/3.html
Law, J. (2000a): Objects, Spaces, Others. (draft). In: http://www.comp.lancs.ac.uk/sociology/papers/law-objects-spaces-others.pdf, Abruf 30.04.2002, 13 S.
Law, J. (2000b): Networks, Relations, Cyborgs: on the Social Study of
Technology. (draft). In: http://www.comp.lancs.ac.uk/sociology/papers/law-networks-relations-cyborgs.pdf,
Abruf: 30.04.2002, 12 S.
Law, J. und K. Hetherington (1999):
Materialities, Spatialities, Globalities. (draft). In: http://www.comp.lancs.ac.uk/sociology/papers/law-hetherington-materialities-spatialities-globalities.pdf,
Abruf: 30.04.2002, 13 S.
Prof.
Dr. Andreas Koch Department für Geo- und Umweltwissenschaften Sektion Geographie Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Luisenstraße 37 D-80333 München Tel.: 0049-(0)89-289-22801 Fax: 0049-(0)89-289-22804 E-mail: andreaskoch@lmu.de
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